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Das Bundesamt für Umwelt gibt Partytipps und die Emotionen fliegen hoch

Aktualisiert: 26. Mai 2019


Apérohäppchen ohne Fleisch sind keine Apérohäppchen. Oder etwa doch?

Das Schweizer Bundesamt für Umwelt (Bafu) hat ein Merkblatt mit praktischen Empfehlungen für Apéros und Anlässe veröffentlicht – und die Emotionen flogen hoch! Das Merkblatt empfiehlt weniger Fleisch zu bestellen, auf saisonale und regionale Speisen zu setzen und Leitungs- statt Mineralwasser zu servieren. Der leserbriefschreibende Wutbürger war damit nicht einverstanden. Kostproben, gefällig?


"Soweit kommt es noch, dass wir uns vorschreiben lassen, was wir essen sollen." "Fleisch- und Milchprodukte müssen aus Schweizer Bio-Produktion stammen. Da steckt sicher der Bauernverband dahinter!" "Es ist eine unglaubliche Frechheit und geradezu feudalistisch, dass da im Bafu irgendwelche kleinen Bürogummis meinen, sie könnten uns ihre Ideologien aufzwingen." "Wenn eine Institution solche Vorschläge macht, dann heisst das ganz einfach, dass sie mit dem Alltagsgeschäft überfordert ist."


Die reisserischen Zeitungsüberschriften taten ihr Übriges, die Stimmung künstlich aufzuheizen: «Auch das noch, jetzt erklärt der Bund, wie Sie Ihren Apéro gestalten sollen» (Aargauer Zeitung).

Weder hetzerisch noch bevormundend? Das eigentlich Merkblatt des Bundes. Da steht: «Dieses Merkblatt gibt praktische Empfehlungen, wie Sie Ihren Anlass umweltfreundlicher gestalten können. Die richtige Auswahl beim Essen und Trinken macht einen grossen Unterschied und ist ganz einfach umzusetzen.»


Kein Müssen, kein Zwingen, lediglich ein paar Tipps wie auch beim Feiern die Umwelt entlastet werden kann. Die Empfehlungen haben Hand und Fuss und decken sich mit den Praktiken von The Green Event Planner:


· Saisonale, regionale Früchte- und Gemüsesorten

· Schokoladen und Kaffee aus nachhaltigen, fairen Quellen

· Fleisch- und Milchprodukte aus der Schweiz in Bio-Qualität

· Leitungswasser statt PET Flachen

· Mehrweggeschirr statt Einwegplastik

· Übriggebliebenes für spätere Pausen aufbewahren

· Grundsätzlich eher etwas weniger Essen bestellen, um Food Waste zu vermeiden


Soweit, so harmlos. Was die Leserschaft am meisten gestört hat war die Empfehlung, 2/3 des Buffets aus vegetarischen Produkten zusammen zu stellen.


Bevor ich mich in die Höhle der literarischen Löwen begebe, gleich vorweg: vor allem an Firmenevents- und Apéros bestehen Buffets seit jeher mehrheitlich aus vegetarischen Speisen. Nicht der Umwelt zuliebe, sondern des Geldbeutels wegen. Sich über eine Empfehlung aufzuregen die aus Kostengründen sowieso bereits Standard ist entbehrt nicht einer gewissen Ironie. Komik zum Trotz, ich hoffe, dass solche Reaktionen Eventmanager nicht davon abhalten, nachhaltige Entscheidungen zu treffen. Die Veranstaltungsbranche verbraucht Unmengen an Ressourcen und ein Umdenken zu Gunsten des Klimas ist nicht mehr länger vermeidbar. Die Schweiz hinkt in Punkto Green Events deutlich hinterher, deshalb sind reisserische Titel von renommierten Tageszeitungen nur bedingt hilfreich. Vor allem, wenn es sich um ein absolut harmloses Merkblatt über Häppchen handelt.


Das Merkblatt des Bundes gibt es hier.

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